Körperorientierte Psychotherapie (Bodynamic)

Von den körperorientierten Methoden liegt heute mein Fokus vermehrt auf der Integration von Elementen aus der Bodynamic Arbeit in dem Aspekt der Bewältigung von Entwicklungs- und Bindungs-Traumen, um die Regulation im Körper wieder herzustellen.

Während Schocktraumen in der Regel mehr im Nervensystem sitzen, haben Entwicklungstraumen tiefe Auswirkungen auf die Entwicklung unserer motorischen Fähigkeiten und regeln die Spannung in unseren Muskeln und Faszien.

Charakter-Modell

Im Mittelpunkt der Bodynamic Methode steht die Entwicklung von Charakterstrukturen durch die Auseinandersetzung mit spezifischen Bedürfnissen und Herausforderungen in den einzelnen Entwicklungsphasen des Kindes (Daseinsberechtigung, Autonomie usw.).
Hier hat Bodynamic in einzigartiger Weise in einer 25-jährigen empirischen Studie das differenzierteste Modell von Charakterstrukturen im Bereich der modernen Psychotherapie-Schulen entwickelt. Es beschreibt die kindliche Entwicklung in 7 Phasen vom 2. Trimester in utero bis zum 13. Lebensjahr (Adoleszenz). Jede dieser Phasen wird von zentralen Bedürfnissen bestimmt (Existenz, Bedürfnis, Autonomie, Wille, Liebe/Sexualität, Meinungsbildung usw.).

Entwicklungstraumata

Bei der Entstehung und Fixierung dieser Charakter-Strukturen spielen Entwicklungstraumata eine entscheidende Rolle. Dieser Begriff wurde von Lisbeth Marcher eingeführt.

Entstehung von Entwicklungs-Traumata, Verlust von Selbstanteilen

Entwicklungstraumata entstehen, wenn ein Kind in der Auseinander-setzung mit zentralen Bedürfnissen einer Entwicklungsphase massiv und dauerhaft Ablehnung, Vernachlässigung oder gar Missbrauch und Gewalt durch die Eltern oder Bezugspersonen erfährt. Dies führt dazu, dass das Kind zentrale Aspekte seines Selbst nicht entwickeln oder gar ganz aufgeben muss.

In der Folge kann das Kind zentrale Aspekte seines Selbst nicht entwickeln und resigniert (hypotoner Muskeltonus). So gibt es z.B. wichtige Bedürfnisse, seinen Willen oder seine Autonomie etc. auf. Die Folgen sind u.a. fehlender Selbstwert, Unsicherheit im Kontakt, fehlender Antrieb, Depression und Ohnmachtsgefühle.

Oder das Kind reagiert mit „Zurückhalten“ und rigiden Verhaltensmustern (hypertoner Muskeltonus). Später wird es anderen Menschen dann mit Misstrauen begegnen, Bindung und Kontakt einschränken, um die eigene Selbstständigkeit zu garantieren, oder Verbindung nur kontrolliert bis zwanghaft zulassen.

Beide „Positionen“ oder „Strategien“ führen in jeder Phase der Entwicklung zu einer ganz bestimmten Körperhaltung und Bewegungsmustern, die sich auf unser Erwachsenenalter übertragen.

Auf der sprachlichen oder bildlichen Ebene sind uns diese traumatischen Erfahrungen später meist nicht mehr zugänglich, obwohl sie maßgeblich unser Verhalten und unsere Wahrnehmung der Welt bestimmen.

Durch spezifische körperliche Übungen und die korrespondierenden Körperempfindungen sowie Emotionen können wir jedoch direkten Zugang zu diesen Erfahrungsmustern gewinnen. In der Folge können wir wieder mehr Lebendigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit im Umgang mit Menschen wie auch in anderen Bereichen unseres Lebens erfahren.

Der gezielte Einsatz von Muskeln einer jeweiligen Entwicklungsphase erlaubt dabei eine besonders präzise und gleichzeitig umfassende Aktivierung somatischer Ressourcen.